zwischen meinen zeilen

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Freitag, 23. Oktober 2015

Er ist wieder da - Buch, Film, Leben

Ein Bestseller, seit seinem Erscheinen im Jahr 2012, nun wieder in aller Munde, da die Verfilmung in den Kinos läuft. Der Film hätte sich kaum einen besseren Zeitpunkt aussuchen können.


Nach dem Genuss des Hörbuchs war ich begeistert. Christoph Maria Herbst spricht alles genial, inhaltlich traf es genau die Mischung aus Lachen und Gänsehaut. Subtil zeigt es uns, wie einfach er es hätte, wie verdreht die Menschen reagieren würden, wie wenig aufgeklärt wir doch sind. Pünktlich zum Filmstart ist auch eine Studienausgabe erschienen, die einiges an Zusatzmaterial, wie einen Artikel über die Rezeption des Buches oder die von Timur Vermes benutzten Quellen behandelt. 

Und nun der Film. Die ersten Ausschnitte sahen gut aus, also ab ins Kino. Zu Anfang war ich enttäuscht, dass die Geschichte geändert wurde, mehr Machtspiele in der Medienfirma, Sawatzki ist eher im Fokus als der Führer selbst, erst mal eine Tour durch Deutschland, um mit den Menschen zu sprechen, Material zu sammeln, dann der schnelle Aufstieg. Und der frühe Fall. Im Film das Buch und der Film im Film. Und dann dieser Schluss. Die anderen Zuschauer stehen auf, unterhalten sich. Für sie ist es offenbar nur ein Film. Unterhaltung. Ich bleibe sitzen bis der Abspann vorbei ist, bis das Licht angeht und mich nicht ganz zurück holt. Denn in der Unterhaltung steckt zu viel Realität, um aufzuwachen. 

"Du kannst mich nicht los werden. Ich bin ein Teil von dir. Von euch allen." 


Der Satz, der in meinem Kopf noch lange nachdem ich den Saal verlassen habe, widerhallt. Denn genauso ist es. Er ist wieder da. Er ist überall dort, wo Flüchtlinge abgelehnt werden. Wo Rechte demonstrieren oder auf andere Weise wirken. Wo Homosexuelle, Andersgläubige, Behinderte anders behandelt werden. Dort ist sein Geist unter uns. Dort ist das Ende des Witzes und muss der Anfang unseres Denkens sein.