zwischen meinen zeilen

zwischen meinen zeilen

Samstag, 4. Oktober 2014

Anima

Dieses Buch ist ganz und gar anders. Es ist merkwürdig, grausam, poetisch, brutal, reflexiv und einfach großartig.


Ein Mann kommt nach Hause und findet im Wohnzimmer die Leiche seiner schwangeren Freundin, brutal verstümmelt. Er bricht neben ihr zusammen. Dies erzählt uns aber nicht er, sondern die gemeinsame Katze. Denn in diesem Buch erzählen die Tiere von der Reise dieses Mannes zu sich und seiner dunklen Vergangenheit. 
Seine Name ist Wahsch und er begibt sich auf die Suche nach dem Mörder seiner Liebe, nicht, um sich zu rächen, sondern um ihm ins Gesicht zu sehen. Er muss sich versichern, dass nicht er selbst das getan hat, denn in manchen Momenten ist er nicht mehr sicher wer er ist. Die Identität des Mörders steht auch schnell fest, er hat genug Sperma hinterlassen, doch da er ein Informant der Polizei ist, hat diese kein großes Interesse daran ihn zu fassen. 
Auf der Suche begegnet Wahsch Indianern in Reservaten und kriminellen Machenschaften, Menschen, die ihm helfen und Anderen, die ihm schaden, der Vergangenheit grausamer Taten im Libanon und vielen Tieren, die ihre eigene Sicht auf die Welt haben, ihm tief in die Seele blicken, ihn als einen von ihnen erkennen. 

Der Meister der Poesie, den ich zuvor durch wundervolle Theatertexte kannte, hat auch mit diesem Roman ein Meisterwerk geschaffen, ist sich selbst treu geblieben und hat dennoch überrascht. 
Am Ende der Reise ist nichts und niemand mehr so, wie es oder er vorher war - auch nicht der Leser. Dieses Buch begeistert mit seiner Poesie, verwirrt mit merkwürdigen Geschehnissen, verstört mit Gewalt und lässt Schweigen zurück.